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Vom Sofa in die Welt mit dem England-Lesebuch

„Das England-Lesebuch“ aus dem MANA-Verlag nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise querfeldein durch England und taucht auf unterhaltsame Weise ein in die Geschichte und Traditionen Englands, erzählt Anekdoten von Land und Leuten und hat Dank der Autorin, die selbst einige Jahre in Liverpool gelebt hat, eine sehr authentische Erzählerin, die wenig beschönigt und vielleicht gerade deshalb Lust auf de schrulligen Engländer macht! [Werbung, da Rezensionsexemplar].

„Das England-Lesebuch“ von Almut Irmscher aus dem MANA-Verlag macht seinem Namen alle Ehre: Wie in einem Lesebuch erzählt jedes Kapitel eine neue Geschichte von anderen Charakteren und Ereignissen. Da ist die kurze und knappe, aber sehr humorvolle Beschreibung der Queen und der ein oder andere Skandal um ihre Verwandtschaft, die Geschichte der Beatles von den Anfängen in der Liverpooler Penny Lane bis zur weltweiten „Beatlemania“ oder auch unbekannten Persönlichkeiten, die beispielhaft für die englischen Bürger stehen. So zum Beispiel die junge Ethel Mary Smyth, die aus einer viktorianischen Familie kommt und sich Ende des 19. Jahrhunderts aufrebelliert und zu den Suffragettes zählt.


Die Geschichten spielen in ganz England, angefangen in Liverpool, wo die Autorin eine Zeit lang wohnt. Und so vermischen sich erste Reiseerinnerungen an plüschige B&Bs, Fish‘n‘Chips, und die düsteren Straßen des schmuddelig anmutenden Liverpools mit kurzen, humoristischen Rückblicken in die englische Geschichte und Traditionen. Besonders ausführlich widmet sich Almut Irmscher der englischen Küche, die sie anfangs selbst als „ekelerregend und fettig“ wahrnimmt. Doch zum Glück ändern sich Zeiten und Geschmäcker und so will sie der englischen Küche ihren zu Unrecht erteilten schlechten Ruf wieder gerade rücken. Insgesamt 35 traditionelle landestypische Rezepte warten auf den über 200 Seiten auf Enland-Fans und solche, die es werden wollen, z.B. Cider Pork (Schweinefleisch in Apfelwein) oder Mince Pie (gefülltes Gebäck).  Die Rezepte beenden jeweils ein Kapitel und runden es thematisch ab. So gibt es nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte der englischen Teekultur und wie die Bergamotte in den Earl Grey gefunden hat, am Ende ein einfaches Rezept für Tea Time Cupcakes. Auch leckere Getränkerezepturen zum Nachmixen für frisches Ginger Ale oder die beliebten britischen Cocktails der Sixties holen die britische Küche nach Hause.


Von der ersten Seite an hat die Autorin einen ehrlichen und unterhaltsamen Schreibstil, oft ironisch und immer authentisch, mit dem sie es schafft, den Leser komplett durch die verschiedenen Epochen durch unterschiedliche Städte zu führen. Selbst sehr geschichtliche Beiträge werden ironisch und charmant verpackt und öffnen das Herz für die oft schrullig und skurril anmutenden Briten, wie zum Beispiel für Margaret Roberts. „Diese Geschichte beginnt weich und zuckersüß. Genauer gesagt beginnt sie mit Kuchen und Eiscreme. Mit diesen Dingen befasste sich die junge Dame, um deren Lebensweg es jetzt geht (...). Doch offenbar war Süßes nicht nach dem Geschmack von Margaret Roberts, und das muss sie schnell gemerkt haben. Denn im Jahr 1951 schmiss sie ihren Job als Lebensmittelchemikerin und fasste den Entschluss, fortan nie wieder Süßholz zu raspeln. Ihre Zukunftspläne sahen nämlich ganz anders aus.“ Denn Margaret Roberts sollte als „Eiserne Lady“ in die Weltgeschichte eingehen. Das ist nur ein Beispiel für die unterhaltsame Art Irmschers, mit der es so viel Spaß macht fast spielerisch und ganz nebenbei zu lernen. 


Sie beleuchtet nicht nur die englische Küche und Geschichte, sondern widmet sich auch dem britischen Humor, Serien, Schauspielern, bekannter Marken wie Rolls Royce oder Marmite und erzählt ihre Entstehung und die ein oder andere lustige Anekdote. Sie geht der Frage nach, woher der Cheddar seine typische gelbe Farbe hat, erklärt wieso die Engländer eigentlich links fahren und was mein geliebtes Irland mit dem Stonehenge zu tun hat (oder auch nicht). Sie beschreibt das Studentenleben in Cambridge so schillernd, dass man selbst gerne (wieder) dort studieren möchte. Sie hatte mich nicht erst beim Hogwarts-Vergleich! Selbst die Geschichte Englands erzählt sie liebevoll und für jedermann verständlich wie ein kurzes Märchen mit dem schönen Schlusssatz „Die wahre Größe Englands liegt nicht in räumlicher Ausdehnung.“ Und dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.


„Das England-Lesebuch“ beginnt und endet in Liverpool. Dazwischen nimmt die Autorin den Leser mit auf eine Reise querfeldein über die Insel. So geht es in den Lake District, Summerhill, Canterbury, Dover und Stilton sowie viele weitere bezaubernde Orte. Auch mit ihrem Liverpool, das die Autorin anfangs als schmuddelig erlebt, schließt sie am Ende des Buches Frieden. Durch ihre authentischen Schilderungen, die nicht nur beschönigen, sondern auch von den schlechten Zeiten Englands berichten, sind ehrlich und anders als die typische Reiseführer-Lobelei.  Doch das „England-Lesebuch“ will eben kein Reiseführer sein, sondern Einblicke geben und Anekdoten von Land und Leuten erzählen. England-Fans werden dieses Buch lieben und solche, die es noch werden wollen, ist das Lesebuch wärmsten ans Herz gelegt, um mal einen anderen Blick auf die „von der Insel“ zu bekommen.

Für England-Weh sorgen viele bunte Fotos auf den letzten Seiten im Buch. Wer noch mehr Fotos sehen möchte, findet auf der Webseite www.almutirmscher.de ein passendes Fotoalbum. Das England-Lesebuch ist im MANA-Verlag erschienen und kostet 12,50€. Die eBook-Version gibt es schon für 6,99€. Weitere Informationen und einen Blick ins Buch gibt es hier.


Vom Sofa in die Welt mit dem England-Lesebuch


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