Was ein Käse! Zu Besuch auf dem Käsemarkt in Alkmaar

Lautes Stimmengewirr, Männer in weiß mit bunten Hüten rennen in einem rhythmischen Laufschritt über den Marktplatz und überall unzählig viel Käse! Es ist ganz schön viel los auf dem Käsemarkt in Alkmaar. Käselaibe werden mit Kutschen gebracht, von den Käseträgern hin und hertransportiert und laut um den Preis gefeilscht. Wann der erste Käsemarkt statt fand, ist nicht ganz sicher. Fakt ist, Alkmaar besitzt 1365 die erste Käsewaage, 1612 schon insgesamt vier. In Dokumenten von 1622 geht hervor, dass in diesem Jahr schon Käsemärkte statt fanden - die ersten Käsegilden gründeten sich allerdings schon 1593. Gilden waren ähnlich wie Berufsgruppen. Die Alkmaarer Käsegilde 

besteht aus vier Vemen, ihre Farben sind rot, grün, blau und gelb. Einer Veme gehören sechs Käseträger und ein taschenmann an. Man kann die vier Vemen an ihren Farben erkennen: Sie befinden sich am Strohhut der Käseträger, an ihrer Schleife und an der Farbe der Tragbahre. Das Oberhaupt der Vemen ist der Käsevater. Ihn erkennt man an seinem orangefarbenen Hut. Schon bevor der Markt eröffnet wird, herrscht lebhaftes Treiben auf dem Marktplatz: Um 7 Uhr in der Frühe entladen die Setzer die LKWs und stapeln die Käselaibe auf dem Marktplatz. Sie erkennt man an den schwarzen Hosen und blauen Hemden. Sobald der Markt um 10 Uhr eröffnet ist, prüfen die Händler den Käse auf die 

Optik, auf die Anzahl der Löcher und auf den Geschmack. Dafür wird der Käse abgeklopft und mit einem speziellen Käsebohrer werden Proben aus den Laiben entnommen. Ganz traditionell werden die Kilopreise per Handschlag verhandelt. Käufer und Verkäufer stehen sich beim Feilschen gegenüber, schlagen sich gegenseitig in die Hände und rufen laut den Preis aus. Noch immer gilt: Der letzte Handschlag besiegelt den Kauf. Ist das geschehen, wird der Käse gewogen. Und dann beginnt das für die Zuschauer besondere Käsespektakel: Die Käseträger verladen je acht Käselaibe auf die Tragbahre und bringen  

sie im rhythmischen Laufschritt zum Wiegen ins Waagehaus. Dieser Gleichschritt ist wichtig, damit die Bahre ruhig zwischen den Käseträgern hängt und die Laibe nicht herunter über den Marktplatz rollen. Das Ganze ist ein Kraftakt: Die Tragbahre wiegt 120 Kilo. Etwa 20 Mal pro Stunde läuft ein Käseträger mit dieser Last über den Markplatz. Im Waagehaus gibt es drei Waagschalen, wobei die Vemen jeweils ihre eigene Waagschale haben. Der Käse kommt samt Tragbahre auf die Waagschale. Hier wird er vom Taschenmann gewogen, bevor die Käseträger den Käse auf der Bahre zurück über den Markt zu einer Schubkarre bringen, wo der Käse pro Käufer gesammelt und dann ins Käselagerhaus transportiert wird. 

Heute finden an fünf Orten in den Niederlanden Käsemärkte statt: in Gouda, Edam, Woerden und Hoorn - und natürlich in Alkmaar. Dieser ist der größte Käsemarkt im Land. Ansonsten lockt Alkmaar außerdem mit seiner wunderschönen Altstadt, vielen kleinen Läden und Cafés, einem Käsemuseum (natürlich!) und unzähligen Grachten wie in Amsterdam, die zu einer Grachtenrundfahrt einladen. Zur Orientierung: Alkaar liegt in der Provinz Nordholland, etwa 40 Kilometer von Amsterdam entfernt. Der Käsemarkt in Alkmaar findet jeden Freitag zwischen 10 und 13 Uhr statt. In den Hauptmonaten Juli und August findet der Käsemarkt zusätzlich am Dienstagabend zwischen 19 und 21 Uhr statt. Letzte Termine im September: 06./13./20./27. Dann endet die Käsemarktsaison und ruht bis März. Alle weiteren Informationen zu Anfahrt und Parkmöglichkeiten sowie die Geschichte der Gilden findet ihr auf der Webseite: www.kaasmarkt.nl/de