· 

Madrid, die gemütliche Hauptstadt

Im März war ich für einen ganz spontanen Kurztrip in Spaniens Hauptstadt Madrid, deren Flair gar nicht so großstädtisch ist. Impressionen und Erfahrungen gibt's hier. 
Madrids Rathaus heißt Flüchtlinge Willkommen.
Madrids Rathaus heißt Flüchtlinge Willkommen.

Die Entscheidung nach Madrid zu fahren fällte ich den Tag bevor meine Mitbewohnerin und ich übers Wochenende mit ihrem Auto rund 460 Kilometer ins Inland düsten. Sie wollte sich dort übers Wochenende mit ihrem Freund aus Deutschland treffen und so nutzte ich die Gelegenheit, umsonst und bequem in Spaniens Hauptstadt zu fahren. Die Nacht im gemischten acht Betten Schlafsaal war leider gar nicht Low Budget freundlich, aber da ich so kurzfristig ein Zimmer mitten in der Stadt haben wollte, akzeptierte ich die schlappen 70 Euro für zwei Nächte. Und das Hostel war wirklich schön (und hatte Harry Potter Witze auf Lager! Das gibt Extrapunkte!), ein bisschen eng vielleicht, dafür war der Balkon wunderschön und die Betten bequem. Viel Schlaf bekam ich leider trotzdem nicht, da die Straße in der ersten Nacht sehr laut war und ich in der zweiten Nacht bis spät in die Nacht hinein unterwegs war. Da ich aber trotzdem viel von der Stadt sehen wollte, machte ich mich jeden Morgen früh auf den Weg.

 

Am Samstag, meinem ersten Tag, machte ich mich auf den Weg zur Plaza del Sol, einem großen Platz in Madrids Mitte, von dem alle Wege sternenförmig in die Stadt abgehen. Überall warben bunte Schilder und Regenschirme für die Free Walking Tours, also kostenlosen Stadttouren, bei denen man am Ende selber entscheiden kann, wie viel man dem Guide bezahlen möchte. Dank meiner positiven Erfahrungen in Irland und London schloss ich mich einer Gruppe unter der Führung von Leaf Madrid an, die, wie sich später herausstellte, nur aus deutschen Studenten handelte. Das war nach Belfast in Nordirland die längste Stadtführung, die ich je mitgemacht habe: Ganze drei Stunden scheuchte uns unser Guide durch die Mittagshitze in Madrid, vorbei an schön bepflanzten Kirchenplätzen, wichtigen Regierungsgebäuden, der Kathedrale Almudena und dem Königspalast. Natürlich ging es auch durch die Markthalle Mercado de San Miguel, in der allerelei spanische Speisen angeboten werden. Auch der Plaza Mayor, Spaniens wichtigster Platz, der seine Ursprünge im 15. Jahrhundert hat. Weil drei Stunden Stadtführung schlauchen, gab es eine halbstündige Pause in einer kleinen Bar / Verkaufsladen gegenüber der Kathedrale. Hier bekamen wir eine Gratisprobe des Licor de Madroño, dem typischen Likör, den nur noch wenige kleine Brennereien in Madrid herstellen. 

Gruppenfoto mit dem Tourguide von Leaf Madrid  vor dem Opernhaus.
Gruppenfoto mit dem Tourguide von Leaf Madrid vor dem Opernhaus.

Nach der Tour war ich ziemlich kaputt, suchte mir einen Supermarkt und setzte mich mit spanischen Käse-Schinken-Teigtaschen zum Imbiss auf den Plaza Mayor. Anschließend wollte ich noch etwas Shoppen gehen, was ich eigentlich bei so kurzen Städtetrips normalerweise vermeide, schließlich gibt es auch in Spanien in jeder Stadt die gleichen Läden. Doch da ich für mein Zimmerchen in Villajoyosa noch ein wenig günstigen Schnickschnack brauchte, machte ich mich auf den Weg zu Primark. Und das ist etwas, das man meiner Meinung nach tatsächlich gemacht haben sollte! Nicht, weil die Kleidung dort besonderer ist, als in anderen Filialen dieser Kette, sondern weil ds Gebäude, das von Außen recht unscheinbar wirkt, von Innen einfach krass aussieht! Auf vier Etagen stapeln sich Klamotten zwischen tollen Fassaden und Säulengängen. Auf den Fensterscheiben zwischen den Etagen flackern dank LED-Technik verschiedene Goldregen und sonstige bunte Lichter. Und so stand ich erst einmal geschlagene zehn Minuten mit offenem Mund im Eingangsbereich, ehe ich los shoppte. Den Abend ließ ich gemütlich ausklingen mit meiner Mitbewohnerin und ihrem Freund. Wir trafen uns zum Burgeressen in einem kleinen, unscheinbaren Laden, in dem man seine Burger selber zusammen stellen konnte. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen! :-( Allerdings stolperten wir direkt über die Unterschiede zwischen deutscher und spanischer Esszeit: Hungrig wie wir waren, standen wir bereits eine halbe Stunde vor Öffnungszeit gegen 19 Uhr vor der Türe.  Nach dem Essen machte ich mich auf den Weg ins Hostel. Der Plan war, gemütlich den Abend ausklingen zulassen und früh schlafen zu gehen. Doch ich hatte die Rechnung ohne zwei Zimmergenossen gemacht, die mich überredeten, durch die Madrider Bars zu ziehen. Wir versackten in einer kleinen Bar, ohne Tische. Drinnen wie draußen tummelten sich die Leute, um den besten Drink der Stadt zu bekommen - alles ausschließlich Einheimische. Was genau ich da eigentlich getrunken habe, was mit Vermouth verfeinert wurde, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Den Namen der Bar leider ebenso wenig. Aber es schmeckte großartig. Auf dem Heimweg kamen wir an einem Irish Pub vorbei und mein Herz schlug höher. Und so wurde es 2 Uhr, bis ich endlich im Bett landete. 

 

Am nächsten Morgen konnte ich mich leider nicht mehr von meinen Weggefährten verabschieden. Sie schliefen noch, als ich gegen 10 Uhr das Hostel verließ und mich Richtung Rathaus und Nationalbibliothek aufmachte. Beides ganz großartige Gebäude. Vom Rathaus ist es nicht weit bis zum Stadtpark, dem Parque de Retiro. Ein absolutes Muss auf der To Do Liste in Madrid! Es gibt so viel zu sehen und zu tun. Die einzige Statue der Welt, die dem Teufel gewidmet ist findet sich hier, ebenso wie ein Rosengarten, ein Kristallpalast und der Palacio de Velázquez. Wer genug von Sightseeing hat und sich lieber in der Natur erholen möchte, kann sich ein Boot mieten und auf dem See in der Mitte schippern oder auf einer der vielen Bänke die Sonne genießen. Und genau das habe ich gemacht, müde von zu kurzen Nächten und vielem Laufen. Anschließend habe ich mich mit meiner Mitbewohnerin und ihrem Freund zum Mittagessen getroffen, ehe wir uns wieder auf die Autobahn nach Hause begeben haben.

 

Trotz all der großen Plätze, wichtigen Gebäuden und dem riesigen Park hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, in einer europäischen Metropole zu sein. Großstadtflair fand ich hier so gar nicht - ganz anders als in Barcelona, Madrids ewiger Rivalin. Vielleicht lag es an den kleinen Straßen oder der flächenmäßig nicht so großer Ausdehnung der Stadt. Einen Besuch wert ist Madrid auf jeden Fall - auch wenn mir Barcelona besser gefallen hat. Auch wenn es unfair ist, eine Stadt im Landesinneren mit einer Stadt am Meer zu vergleichen. Für mich gewinnt sowieso jedes Mal die Stadt mit Meerblick. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0