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Rezension: One Way Ticket nach Dublin

Von einer die auszog, um in Irland zu leben: Berlinerin Eva Rinke ist 2007 mit Mitte 40 mit ihrem Mann und ihrer jüngsten Tochter nach Irland ausgewandert. Noch einmal einen kompletten Neustart wagen, nachdem es in Deutschland einfach nicht geklappt hat. Ich habe sie im November 2018 auf der BuchBerlin an ihrem Stand getroffen und hat mir im Nachhinein ihren Kurzroman in der e-Book-Version zukommen lassen. [Werbung]

Eva Rinke und ihre Familie wissen nicht mehr weiter. Sie haben jahrelang gearbeitet und fühlen sich in ihrer größten Not von Vater Staat im Stich gelassen, als sie nach und nach alles verkaufen und nach Berlin-Marzahn ziehen müssen. Jeder Cent wird umgedreht und reicht doch nicht. So geht es nicht weiter denkt sich Eva, als sie sich in ihrem eigenen Heimatland nicht mehr Zuhause fühlt. Und so beschließt die Familie, zu dem Zeitpunkt bestehend aus der Autorin, ihrem Mann und ihrer jüngsten Tochter im Teenager-Alter, nach Irland auszuwandern. Während sich Mann und Kind (im Buch nicht weiter namentlich erwähnt) in Berlin um die Wohnungsauflösung kümmern, reist Eva mit 46 Jahren mutig und alleine mit wenigen Brocken Englisch schon einmal vor. Sie sucht sich einen Job, eine kleine Wohnung in der Nähe von Dublin und holt erst viel später ihre Familie nach. 

In ihrem Debutroman erzählt die Berlinerin von den Startschwierigkeiten, die das abenteuerliche Leben einer Auswanderin mit sich bringt. Die Zeit in Irland soll nicht leicht werden, vor allem in den Anfängen nicht, als sie sich getrennt von Mann und Tochter im Zeitalter ohne Smartphones, um alles kümmern muss. Obwohl es ihr nicht gut geht, geht es ihr immerhin besser als in Deutschland und trotzdem kommen noch Jahre später Zweifel auf. Von ihren Ängsten und Sorgen, Problemen und Schwierigkeiten, aber auch von Freude und Glück handelt der Kurzroman, der so herrlich authentisch und nicht-beschönigend ist. "One Way Ticket nach Dublin" ist ihre Biografie, die sich leicht und flüssig lesen lässt. Der Erzählstil ist authentisch, gerade so als würde Eva Rinke mit dem Leser zusammen sitzen und ihre Geschichte erzählen. Rinke lässt den Leser vor allem an ihren Gefühlen und ihrer Gedankenwelt teilhaben. Wie erlebt sie ein Land, dessen Sprache sie anfangs kaum beherrscht. Wie findet sie sich im "Best Ager"-Alter plötzlich auf sich alleine gestellt zurecht? Wie schafft sie es, trotz Heimweh nach der Familie nach vorne zu blicken? Darum geht es in ihrem Roman, ihrer Biografie. Viele Themen, die potentielle Auswanderer interessieren, wie bspw. die Probleme und Herausforderungen mit der Eröffnung eines Bankkontos, der Wohnungs- und Jobsuche oder auch heimisch werden im neuen Zuhause, reißt die Autorin dabei oft nur oberflächlich an. Da habe ich leider ein bisschen mehr erwartet. Der Roman liefert keine neuen Erkenntnisse für eingefleischte Irlandfans und soll er wohl auch nicht. Die Autorin nutzt mit ihrem autobiografischen Kurzroman die Möglichkeit, sich ihre Erlebnisse und die Erfahrungen von der Seele zu schreiben, ein bisschen wie eine eigene Therapie. Trotzdem habe ich den Roman an einem Abend durchgelesen und konnte ihn nicht aus der Hand legen. Ich kam beim Lesen einfach nicht umhin, Respekt für diese Frau zu empfinden, die mit Mitte 40 den Mut findet, in einem anderen Land ihr Leben komplett umzukrempeln - und dabei vorerst sogar die Familie zurücklässt. Wer sich für Biografien und authentische bzw. "Mutmacher"-Geschichten interessiert, dem kann ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen. Sehr emotional lässt die Autorin in ihre Seele, ihre Ängste und Emotionen blicken. Wer allerdings wirklich auf der Suche nach Tipps für Auswanderer aus erster Hand ist, für den ist diese eher rührselige Geschichte weniger lesenswert. 

Kleiner Abzug: In der e-Book-Version, die mir von der Autorin zur Verfügung gestellt wurde, sind die Fotos, die im gedruckten Exemplar zu finden sind, leider nicht vorhanden gewesen.

 Mehr zu Eva Rinke als Autorin, Künstlerin und Auswanderin auf ihrer Seite: https://www.feelingsandtouches.com

"One Way Ticket nach Dublin" ist auf amazon.de  oder buecher.de als Taschenbuch für 12,99€ erhältlich. 

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