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So feiert man Weihnachten in Irland

Bisher habe ich Weihnachten noch nicht auf meiner grünen Insel verbracht - wohl aber die Adventszeit. Und die Iren lieben kitschige und opulente Weihnachtsdekoration, fast schon so wie in Amerika! Und auch schöne und amüsante Weihnachtstraditionen kommen nicht zu kurz. In diesem Beitrag habe ich sie für euch zusammengefasst.

Die Adventszeit in Irland

2016 habe ich ein Adventswochenende in Dublin verbracht. Bei milden 16 Grad und dem Wellenrauschen der Dublin Bay können keine Weihnachtsgefühle aufkommen? Oh doch! Die Iren lieben Weihnachtsdekoration mindestens so sehr wie die Amerikaner und alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird dekoriert. Die Grafton Street leuchtet (3. Foto) wunderbar, die Shoppincenter werden geschmückt (2. Foto) und auch an den Fassaden der Pubs machen die Iren keinen Halt - so wie hier auf der Halbinsel Howth. Sogar Weihnachtsbaumschmuck in weihnachtlicher Guinessform findet sich in den Tannen (letztes Bild).

Irische Weihnachtstraditionen

Natürlich wird auch das Zuhause festlich dekoriert: Und zwar mit Efeu und Stechpalmenzweigen. Je mehr desto besser, denn: Je mehr Beeren der Stechpalmenzweig trägt, desto mehr Glück hat die Familie im kommenden Jahr. Daher rührt vermutlich auch diese Tradition, die ihren Ursprung in Irland hat: Man hängt einen Stechpalmenkranz an die Türe. Und auch böse Geister, Hexen und andere böse Gestalten sollen in der Weihnachtszeit das Zuhause nicht betreten. Deshalb hat man früher Mistelzweige über die Eingangstür gehangen. Das machen die Iren auch immer noch. Wer sich heutzutage unter dem Mistelzweig küsst, hat eine glückliche, gemeinsame Zukunft vor sich. Auch Weihnachtsbäume wie wir sie haben stellen die Iren mittlerweile auf - allerdings erst seit den 1960er Jahren.

 

Auch die Iren haben während des Advents einen Adventskranz. Allerdings schmücken den irischen Adventskranz nicht vier, sondern fünf Kerzen! Der irische Adventskranz hat auch nicht traditionell rote Kerzen, so wie bei uns, sondern drei lilafarbene, eine rosafarbene und eine weiße. Das kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern hat Bedeutung: An den ersten zwei Adventssonntagen wird jeweils eine der lila Kerzen entzündet. Lila steht hier für Besinnung und Buße. Am dritten Advent wird die rosa Kerze als Zeichen für die baldige Geburt Jesus Christus, also als Vorfreude auf das himmlische Ereignis, angezündet. Am vierten Advent brennt die dritte lilafarbene Kerze. An Weihnachten und an den Tagen nach dem heiligen Fest leuchtet die weiße Kerze für die Geburt Christi. Am Weihnachtsabend wird außerdem eine Kerze gut sichtbar ins Fenster gestellt. Diese Kerze symbolisiert, dass Maria und Josef, die an diesem Abend vor langer Zeit vergeblich eine Bleibe suchten, in diesem Haus willkommen sind. Auch heute soll mit dieser Kerze anderen Reisenden der Weg gewiesen werden.

Nollaig Shona Duit - Weihnachten auf Irisch

Im streng-katholischen Irland geht es erst einmal "typisch weihnachtlich" zu, so wie wir das in vielen Teilen Deutschland auch kennen: Am 24. Dezember werden noch schnell die letzten Geschenke besorgt und dann (natürlich) der Abend im Pub oder doch lieber gemütlich bei einem Festessen mit der Familie verbracht, bevor es zur Mitternachtsmesse geht. Santy, der irisch Weihnachtsmann, bringt dann all denen, die brav gewesen sind, die Weihnachtsgeschenke erst in der Nacht von Heilig Abend zum ersten Weihnachtsfeiertag. Wer Santy etwas Gutes tun will, stellt ihm nicht etwa amerikanische Cookies und Milch hin, sondern ein Pint Guiness, oder einen guten Schluck irischen Whiskeys mit selbst gebackenen Mince Pies (in Mürbeteig gebackene Mischung aus getrockneten Früchten, Orange, Apfel, Nüssen, Brandy und Gewürzen). Am Morgen des 25. Dezembers werden dann die Geschenke ausgepackt und noch einmal gemeinsam gegessen. Traditionelle Gerichte sind bspw. Truthahn oder Spiced Beef (gewürztes Rindfleisch mit Zucker, Gewürzen und Beeren). Und dann muss ein Ire tun, was ein Ire tun muss! Er muss anlässlich des traditionellen Weihnachtsschwimmens ins Meer springen! Begleitet wird das natürlich unter dem Jubel der warm eingemummelten Besucher am Strand. Für viele Iren bedeutet das Weihnachtsschwimmen sehr viel: Viele der Teilnehmer stürzen sich für einen guten Zweck in die eisigen Wogen.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag feiern die Iren den "St. Stephen's Day", den Gedenktag des heiligen Stephanus. An diesem Tag ziehen die Wren Boys, Jäger des Zaunkönigs, mit Strohhüten, Masken, Musik und Tanz durch die Stadt und versuchen den Vogel zu erlegen. Was lustig klingt, hat eine lange Geschichte: Der heilige Stephanus war als Diakon in Jerusalem tätig, als er ca. 33 nach Christus von einem Zaunkönig verraten wurde, als er sich vor Feinden verstecken wollte. Anschließend wurde er gesteinigt und starb. Aus diesem Grund wird der zweite Weihnachtsfeiertag auch "Wren Day" genannt. Den weihnachtlichen Abschluss gibt es dann am 6. Januar - zumindest für die Frauen. Der Dreikönigstag wird auch als "Weihnacht der Frauen" oder "Kleine Weihnacht" bezeichnet. Denn während die Frauen in der Weihnachtszeit alle Hände voll zu tun haben mit den Vorbereitungen, können sie am 6. Januar die Weihnachtszeit im Pub ausklingen lassen - denn die Hausarbeit ist an diesem Tag Männersache! Sie dürfen dann Zuhause den Weihnachtsschmuck abhängen und fürs nächste Jahr verstauen, während ihre Frauen im Pub das ein oder andere kühle Guiness genießen können! In diesem Sinne: Sláinte und Nollaig Shona Duit! (Prost und frohe Weihnachten!)

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Kommentare: 1
  • #1

    Julie (Sonntag, 08 Dezember 2019 12:34)

    Toller Beitrag! Super spannend und interessant und toll geschrieben!
    Ich glaube, die irische Tradition mit dem 6.1. werden wir einführen. Die gefällt mir. ;)
    Viele liebe Adventgrüße
    Julie