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Hundesitting in Irland: ein Workaway-Erfahrungsbericht

Studium beendet, Fernweh nach Irland und nun? Warum nicht mal wieder länger auf die grüne Insel fliegen? Das dachte sich auch Carina Speck. Nachdem ich ihr Workaway ans Herz gelegt habe, entschied sie sich kurzerhand für vier Wochen Hundesitting an Irlands Westküste. Was sie erlebt hat und ob sie es wieder machen würde, erfahrt ihr in ihrem Gastbeitrag.

Carina mit Hund Luca
Carina mit Hund Luca

Wie, du fliegst wegen eines Hundes für vier Wochen nach Irland? Und du wohnst dann bei fremden Leuten zu Hause? Gibt das wenigstens Geld? Genau diese Fragen bekam ich gestellt, als ich Freunden und Verwandten von meinen Reiseplänen für den November 2019 erzählte: einen Monat Hundesitting an Irlands Westküste mithilfe von workaway. Was sich genau hinter dem Prinzip „workaway“ verbirgt, hat TravelTina in ihrem Beitrag „Volunteering mit Workaway“ bereits detailliert erklärt. Kurz zusammengefasst: Auf der Online-Plattform workaway.info werden von Hosts aus aller Welt Helfer für die unterschiedlichsten Arbeiten gesucht – von der Kinderbetreuung bis zur Farmarbeit ist alles dabei. Für die Volunteers gibt es dabei keinen Lohn, dafür werden Kost (drei Mahlzeiten pro Tag) und Logis vom Host gestellt.

Für mich war schnell klar: ich möchte nach Irland und dort am liebsten mit Tieren arbeiten. Ich entschied mich, Niall aus Ennis zu kontaktieren. Dieser suchte für die Zeit, in der er arbeitet oder länger unterwegs ist, nach einem „Ersatz-Herrchen“ oder „-Frauchen“ für seinen dreijährigen Jagdhund Luca. Nach einem längeren Skype-Gespräch mit Niall habe ich dann auch seine Zusage bekommen und sofort meinen Flug gebucht, denn drei Wochen später sollte es schon losgehen.

Innenstadt von Ennis
Innenstadt von Ennis

Mein Irland-Abenteuer begann in Dublin, dort besuchte ich eine Freundin aus Deutschland, die vor einigen Jahren auf die grüne Insel ausgewandert ist. Nach drei Tagen in der Hauptstadt ging es mit dem Zug in Richtung Ennis ins County Clare. Die Fahrt an sich war sehr kurzweilig, allerdings war das Umsteigen nahe Limerick stressig und mit vielen Treppen verbunden (Memo an mich selbst: beim Kofferpacken ist weniger wohl mehr). Bei Reisen an die Westküste würde ich daher eher den Bus empfehlen – in diesem Fall wäre das der Dublin Coach. Trotz fast verpasstem Anschlusszug kam ich aber gut in Ennis am Bahnhof an und wurde auch schon herzlich von Niall empfangen. Keine fünf Minuten Autofahrt später war ich schon in meinem neuen Zuhause angekommen – einem schönen Häuschen am Stadtrand. Ich bezog ein gemütliches Zimmer im ersten Stock, mit einem großen Bett, einem Schrank und einem schönen Ausblick in den zum Haus gehörenden, riesigen Garten. Die erste Woche bei Niall und Luca war dann sehr entspannt und ich konnte mich langsam an den verspielten Jagdhund gewöhnen – und er sich an mich. Am Wochenende unternahmen wir einen ersten gemeinsamen Spaziergang entlang der wunderschönen Kilkee Cliffs.

Ausflug an die Cliffs of Moher
Ausflug an die Cliffs of Moher

 Abgesehen von diesen Ausflügen hatte ich aber sehr viel Freizeit, die ich u.a. nutzen konnte, um mit Hilfe von Facebook-Gruppen erste Kontakte zu knüpfen. So habe ich bereits in den ersten Tagen einige Au-pairs aus Deutschland, Italien und Finnland kennengelernt und meine Abende im Pub und mit irischer Livemusik verbracht. Genau SO hatte ich mir das vorgestellt. Man muss sich allerdings im Klaren sein, dass man sich selbst aktiv um Kontakte bemühen muss und manchmal auch viel alleine ist. Wer nicht gerne aktiv auf fremde Leute zugeht (oder nach der Reise 398645 Selfies auf seinem Handy haben möchte), sollte dem workaway-Abenteuer vielleicht lieber andere Reiseformen vorziehen oder sich einfach zu zweit bei den Hosts bewerben.

Zurück zu meinen eigenen Erfahrungen… Ab Woche zwei hieß es für mich nämlich dreimal pro Tag Luca füttern, ihn tagsüber beschäftigen und mit ihm Gassi gehen. Zudem sollte ich täglich staubsaugen, wischen, das Bad putzen – und generell das Haus von Hundehaaren befreien. Meine Arbeitszeiten waren allerdings super flexibel; zwischen den „tasks“ konnte ich auch mal ins Stadtzentrum laufen, das zu Fuß in etwa 20 Minuten gut zu erreichen war. Allerdings gestaltete sich der Rückweg mit vollen Einkaufstüten manchmal etwas mühsam. Generell ist es in Irland empfehlenswert, ein Auto zu besitzen. Ich hatte leider keines zur Verfügung und musste mich auf das eigentlich gut ausgebaute Netz öffentlicher Verkehrsmittel verlassen. So fuhr ich mit dem Reisebus beispielsweise nach Galway, Limerick oder zu den berühmten Cliffs of Moher – und nach meinem Aufenthalt auch wieder zurück nach Dublin. Ich hatte aber auch Glück und lernte ein deutsches Pärchen kennen, die mich mit auf ihren Connemara roadtrip nahmen, inklusive Wanderung auf den „Diamond Hill“. Wer hier allerdings einen Hügel erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt; „mountain“ trifft es wohl eher. Hätte ich das mal vorher gewusst... Zudem spendierte mir Niall zwei Hostel-Übernachtungen in Killarney – von dort aus unternahm ich einen Tagesausflug zum Ring of Kerry sowie eine Fahrradfahrt (in meinem Fall eher Irrfahrt) durch den Killarney Nationalpark. 

Roadtrip durch den Connemara Nationalpark
Roadtrip durch den Connemara Nationalpark

Mein Fazit: Ich durfte einen unvergesslichen Monat in Irland verbringen, ohne dabei viel Geld ausgeben zu müssen. Stattdessen habe ich viel gesehen und erlebt und hatte dabei auch noch unheimlich Glück mit meinem Host Niall, der sehr herzlich, zuvorkommend und großzügig war (für alle Mahlzeiten war gesorgt und es gab auch so genügend „Taschengeld“). Dank eines eigenen Zimmers hatte ich einen Rückzugsort und ausreichend Privatsphäre. Gleichzeitig forderte die Arbeit mit Luca sehr viel Geduld und auch physische Kraft, da er teilweise stark an der Leine zog und beim Aufeinandertreffen mit anderen Hunden sehr wild war. Generell wurde mir bewusst, dass bei monatlich (oder sogar wöchentlich) wechselnden Bezugspersonen eine ordentliche Hundeerziehung fast unmöglich ist. Auf die Frage, ob ich es wieder tun würde, kann ich daher nur eine geteilte Antwort geben: Ein workaway in Irland? Oh yes! Hundesitting bei einem fremden Host? Rather not.

Carina Speck (27) aus Baden-Württemberg reist als @cari_wanders sowohl mit ihrem Freund, als auch solo, durch die Welt und hält ihre Reisen auf Instagram fest. Ihr Lieblingsland? Das teilt sie mit mir: Unsere kleine geliebte grüne Insel Irland. Zu Carinas Instagramprofil. 

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